Zusammenfassung:
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Maca: Kraftwurzel der Anden
Der Begriff „maca“ verdankt sich ursprünglich der Chibcha Kultur und setzt sich aus den Wortsilben „ma“ („aus höheren Lagen“) und „ca“ („Nahrung, die stärkt“) zusammen. In der Quechua-Sprache ist es auch als „ayak chichira“ oder „ayak willka“ bekannt.
Die Maca-Pflanze ist eine traditionelle Heil- und Nahrungsmittelpflanze der Inka, die sich die Inka-Herrscher vor allem aus der Region des heutigen Junín als Tribut-Zahlungen haben liefern lassen, um damit unter anderem ihre Soldaten bei Kriegszügen zu versorgen, und ist damit mit der Geschichte des Inkareiches maßgeblich verbunden. Denn die ausgesprochen nähr- und vitalstoffreiche Knolle wirkt selbst unter extremen Bedingungen vitalisierend, regt das Muskelwachstum an und sorgt für geistige Klarheit. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen wirkt sie darüber hinaus hormonell ausgleichend, libidosteigernd und fruchtbarkeitsfördernd, weswegen sie auch als „Viagra Andino“ oder „Ginseng Peruano“ berühmt ist.
Die Maca-Wurzel ist derzeit in getrockneter und vermahlener Form als 1:1 Rohpulver, unter Druck gekocht als 4:1 konzentriertes gelatiniertes Maca (meist in Kapselform), als Extrakt (10:1 oder 20:1, ebenfalls als Kapsel oder Pressling) oder als Tinktur auf Basis von Alkohol oder Glycerin erhältlich, die je nach Alter, Geschlecht und Indikation verschiedentlich zum Einsatz kommen. Um sich daher einen anwendungsorientierten Überblick zu verschaffen, lesen Sie am besten die kondensierte Zusammenfassung aller Kernpunkte:
Das wahre Maca der Inka: Lepidium peruvianum Chacón
Wer sich über Maca informiert, der stößt recht bald über zwei botanische Namen für die Pflanze, nämlich „Lepidium peruvianum CHACÓN“ – seit 2008 der korrekte formelle Name – und „Lepidium meyenii WALPERS“, ein seit 2008 inkorrekt verwendetes Synonym.
Erstmalig biologisch kategorisiert wurde eine dem Inka-Maca verwandte Wild-Pflanze nämlich 1843 von dem deutschen Biologen Gerhard Walpers, der diese auf Forschungsaufenthalten in Bolivien und Chile entdeckt hatte. Diese Pflanze weist jedoch praktisch keine Wurzelknolle auf und ist annähernd zur Gänze grasähnlich. Auch konnte diese Pflanze nicht in der Wiege der Maca-Kultivierung nachgewiesen, also auf dem zentralperuanischen Bonbon-Plateau in der Gegend um den Lago de Junín, im heutigen Naturschutzgebiet Reserva Nacional de Junín. Die dort wachsende Wild-Pflanze, von Einheimischen Maca Shihua genannt, zeichnet sich durch ihre deutliche und ausgesprochen bunte Wurzelknolle aus, deren breites Farbspektrum von gelb über rot und lila bis schwarz reicht und auch eine ganz Reihe gescheckter und gemischter Varianten einschließt, die sich in dieser Form tatsächlich auch von allen anderen Gegenden in Peru unterscheiden. Sie wurde folgerichtig als Ursaat des Maca der Inka erkannt und von der peruvianischen Biologin Gloria Chacón als eigenständige Spezies herausgestellt: Lepidium peruvianum CHACÓN.[i]
Wie es zu der Entdeckung und Kultivierung der Maca-Pflanze durch die Chinchay-Kultur lange vor der Eroberung der Hochanden durch die Inka kam, lesen Sie im Beitrag zum Maca der Inka.
Von der Wiege der Maca-Kultivierung bis nach China
Mit der Eroberung der Chinchay durch das sich ausdehnende Inka-Reich geriet der Junín-See im 15. Jahrhundert unter die Vorherrschaft Cuscos und damit auch die ungewöhnliche und schon bald wegen ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften berühmten Pflanze. Die Inka ordneten eine Ausdehnung des Maca-Anbaus in alle geeigneten Gebiete der Hochanden an und versorgten die spezialisierten Bauern zum Ausgleich mit Nahrungsmitteln aus dem gesamten Reichsgebiet. Der Verzehr der Pflanze war im Wesentlichen dem Adel und der Armee vorbehalten und auch die späteren Eroberer des Inka-Reiches, verzichteten zugunsten großzügiger Maca-Lieferungen aus Gold-Zahlungen.
Durch die Wirren der Unabhängigkeitskriege und die aufkommende Industrialisierung und damit Verstädterung der Landbevölkerung geriet der Anbau jedoch zwischenzeitlich fast vollständig in Vergessenheit, bis er in den 60er Jahren wiederentdeckt wurde und seitdem jährlich an Fahrt aufnimmt. Das beste Maca stammt aber nach wie vor aus der ursprünglichen Wiege der Maca-Kultivierung rund um den Junín-See, dessen besonderes Mikroklima sowie dessen mineralreiche Böden mit hoher Wahrscheinlichkeit überhaupt der Geburtsort der jener einzigartigen Wildpflanze waren. Maca aus dieser Region trägt daher mittlerweile die geschützte geografische Ursprungsbezeichnung „Maca Junín-Pasco“.
Genaue Kenntnis der Herkunftsverhältnisse nicht nur in Perus, wird insbesondere nach dem Sturm der Chinesen auf die peruanischen Maca-Plantagen im Jahre 2014 von zunehmender Wichtigkeit sein, zumal die Chinesen die peruanischen Kontingente nicht nur massenhaft aufkaufen, sondern Ableger der Maca-Pflanze bereits selbst in China unter toxikologisch zweifelhaften Bedingungen anbauen und sogar vor der Herstellung synthetischer Maca-Ersatz-Präparate nicht halt machen. – Einen detaillierten Überblick über die Hintergründe dieser Entwicklung sowie einen detaillierten historischen und ökonomischen Abriss finden Sie im Betrag zur Geschichte des Maca-Anbaus.
Was den peruanischen Maca-Anbau auszeichnet
Das Besondere am peruanischen Maca-Anbau ist sein hoher Grad an naturbelassener, traditioneller Handarbeit, die sich im weitgehenden Verzicht auf Landwirtschaftsmaschinen zugunsten traditioneller Utensilien wie der Cashu-Haue sowie mit Ausnahme von Vogeldung (span. Guano) auf einen vollständigen Verzicht auf Pflanzenschutz- oder (chemische) Düngemittel. Ist zudem auch eine trockene und keimfreie Lagerung des fertigen Pulvers sowie eine traditionelle, geduldige, Rohkostqualität verbürgende Sonnentrocknung der geernteten Wurzeln gewährleistet sowie eine passgenaue Herkunft aus der Kinderstube der Ursaat jenseits von 4000 m über dem Meeresspiegel, so kann von einem Maca-Produkt mit hoher therapeutischer Durchschlagskraft ausgegangen werden.
Im Beitrag zum traditionellen Ernte- und Verarbeitungszyklus von Maca lesen Sie in einem detaillierten Jahresüberblick wie der Maca-Anbau nachhaltig und unter Beachtung langer Brachezeiten zur hohen Qualität peruanischer Maca-Erzeugnisse führt.
Zur besonderen Botanik und Heimat der Maca-Pflanze
Ermöglicht wird diese hohe naturbelassene Qualität des Anbaus ganz wesentlich durch die botanischen Eigenarten der Maca-Pflanze sowie ihres Lebensumfelds. Eine erste Eigenart der Maca-Pflanze ist der Umstand, dass sie als einziges Mitglied der Famillie Kresse-Gewächse (Lepidum) jene berühmte Wurzel als unterirdisches Speicherorgan ausbildet, ohne das der Kraftaufwand der Besamung in der großen Höhe der Hochanden nicht geleistet werden könnte. Dazu jedoch mehr im nächsten Abschnitt. Zunächst zu den Grundlagen der Botanik von Maca.
Die Maca-Pflanze (Lepidium peruvianum) gehört mit ihrer Familie der Kresse-Gewächse (Lepidium) zur Gattung der Kreuzblütler (Brassicaceae), zur der verschiedene andere weithin gebräuchliche Kulturpflanzen wie etwa der Senf und viele Kohl- und Rübenarten gehören. Die Pflanze wächst als zwei- oder selten einjährige, rübenförmige, krautige Pflanze, die in Wurzelgröße und Proportionen am ehesten mit einem Radieschen, einem weiteren Vertreter der Gattung der Kreuzblütler.
Aufgrund der extremen Witterungsbedingungen der über 4000 m hohen Hochebene von zum Teil bis zu 24°C bei Tage und Minusgraden bei Nacht bei starkem Wind sowie intensiver UV-Bestrahlung, erreicht sie nur Wuchshöhen von etwa 12-20 Zentimetern. Je höher jedoch die Pflanze wächst, desto potenter ist sie, weswegen Maca aus niedrigeren Höhenlagen grundsätzlich billiger verkauft wird als Maca von über 4000 m Höhe.
Das Geheimnis der hohen Widerstandskraft und des Überlebens der Maca-Pflanze unter diesen Bedingungen besteht aus der unterirdischen Pfahlwurzelknolle, die als Nährstoffspeicherorgan Mineralstoffe aus dem Boden anspart und so den Kraftaufwand der Samenbildung vorbereitet, die im zweiten Jahr erfolgt. Doch auch der kraus gefiederte, grüne, blättrige Teil der Pflanze, der sich in flachen Matten rosettenförmig über der Erde ausbreitet ist ungewöhnlich nährreich und dient vor allem als Kraftfutter für die dort weidenden Tiere.
Maca pflanzt sich durch Selbstbefruchtung fort und trägt während der Blütezeit zarte weiß-gelbe bis leicht rötliche Blüten. Zum Ende des Reproduktionszyklus wird die Pfahlwurzelknolle dann faserig und stirbt ab. Die Krautrosette ist zu diesem Zeitpunkt groß und weiträumig und mit vielen kleinen Samen gespickt. Im traditionellen Anbau werden die Knollen rechtzeitig vor dem Abtrocknen geerntet und lediglich eine gewisse Zahl an Pflanzen zum Zwecke der Samengewinnung ihrem biologischen Fortgang überlassen.
Die Maca-Wurzel ist das „Sparguthaben“ der Pflanze
Genau genommen ist die Maca-Wurzel gar keine Wurzel, sondern ein so genanntes Hypokotyl, d.i. der Übergang zwischen Wurzel und Sprossachse. Die eigentliche Wurzel (Rhyzom) beginnt Fortsatzartig am unteren Ende der Hypokotylknolle. Von Einheimischen wird die Maca-Knolle deswegen auch botanisch korrekt als “hipocótileo“ bezeichnet. International jedoch hat sich der Einfachheit halber der Ausdruck „Wurzel“ zur Beschreibung der Maca-Knolle und ihrer Folgeprodukte eingebürgert.
Das Hypokotyl nun ist das Speicherorgan der Maca-Pflanze, das heißt derjenige Pflanzenteil, in dem die Pflanze über das erste Jahr ihres zweijährigen Wachstumszyklus hinweg ein Nährstoffkapital anspart um daraus die Samenbildung finanzieren zu können. Gerade in der Hochebene der Anden zieht die Pflanze dabei derart viele Mineralstoffe aus dem Boden, dass jahrelange Brachezeiten zwischen den Aussaaten notwendig sind um die Böden zwischen den Bewirtschaftungszyklen zu regenerieren. Daraus folgt allerdings auch, dass die Pflanze außergewöhnlich mineralreich ist.
Folgerichtig ist es daher auch das Hypokotyl, das die traditionell bekannten therapeutischen Eigenschaften hervorbringt und gleichsam den geballten Überlebens- und Fortpflanzungs-Willen der Maca-Pflanze an Mensch und Tier weitergibt.
Zwischenfazit: Maca gibt nicht nur seine Inhaltsstoffe weiter, sondern auch seinen „Willen“. D.h. was Maca zum Überleben tut und braucht, das gibt es beides an den Menschen weiter.
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Macas Farben und ihre Wirkungen
Zur Grundlage der Eigenschaften der Maca-Wurzel treten nun noch die verschiedenen Farben ihrer Außenhaut als differenzierender Faktor hinzu, der auch die Wirkung der jeweiligen Untersorte bestimmt, die trotz geringer Varianz in den eigentlichen Inhaltsstoffen tatsächlich deutliche Unterschiede in der therapeutischen Anwendung zeitigen. Es lohnt sich daher das Thema näher zu beleuchten:
Anthocyane bestimmen die Farbe der Knolle
Die rübenförmige Hypokotylknolle ist durchschnittlich 3-6 cm breit und 4-7 cm lang und tritt in einer Bandbreite an Farben auf, und zwar zumeist cremefarben, aber auch weiß, braun, violett, rötlich bis schwarz. Unter den verschiedenfarbige Knollen der gleichen Mutterpflanze sind im Durchschnitt etwa 51 % gelbe, 39 % lila und rote und 10 % schwarze Knollen, wobei Einheimische den Geschmack der am häufigsten vorkommenden gelben Knollen aufgrund ihrer relativen Süße bevorzugen.
Die konkrete Farbzusammensetzung der Ernte hängt von Anbauregion und Bodenzusammensetzung ab. Der Grad der Verfärbung von rot über violett bis hin zu schwarz wird dabei wesentlich vom Anthocyan-Gehalt in den äußeren Schichten der Knolle bestimmt. Insgesamt werden bislang zwischen 13 bis 17 Farbschattierungen und Farbmischungen unterschieden. (Anthocyane sind Antioxidantien und übrigens auch für die intensive Farbe der Holunderbeeren verantwortlich.)
Trotz fast identische Inhaltsstoffe unterschiedliche Wirkungen
Dies hat zu neuerer Zeit zu einer größeren Spezialisierung der aus der Maca-Wurzel hergestellten Produkte geführt. Denn in der traditionellen Verwertung wurden die Knollen nicht getrennt, sondern gemischt getrocknet und weiterverarbeitet. Zwar haben Studien keinen großen Unterschied zwischen den Nährwerten der verschiedenfarbigen Hypokotyle feststellen können (gelbe und schwarze Knollen enthalten z.B. etwas mehr Eisen, rote etwas mehr Antioxidantien), das therapeutische Spektrum der Pflanze hat sich aber dennoch mit den Farbvarianten der Wurzel in Zusammenhang bringen lassen.
So zeigen bisherige Forschungsergebnisse, dass die verschiedenen Phänotypen (Erscheinungsformen) des Hypokotyls gezielt unterschiedliche physiologisch wichtige Funktionen und alters- und geschlechtsspezifische Gesundheitsaspekte beeinflussen können. Ein kurzer Überblick:
Macas Phänotypen und ihre Wirkungen:
Weitere und ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie im Hauptartikel zu den Maca-Sorten. |
Fazit
Die Maca-Pflanze als eine der ältesten dokumentierten Heilpflanzen Perus zeigt symbolisch, wie die Lebens- und Überlebensweise einer Pflanze ihre Wirkungsweise bestimmt. Ihre vielfältige und differenzierte therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten sowie ihre zahlreichen Darreichungsformen machen jedoch eine hinreichende Kenntnis des Themas notwendig, zu dem diese Artikelsammlung einen Beitrag leisten soll.
Quellen:
[i] Meissner HO, Mscisz A, Kedzia B, Pisulewski P, Piatkowska E. Peruvian Maca: Two Scientific Names Lepidium Meyenii Walpers and Lepidium Peruvianum Chacon – Are They Phytochemically-Synonymous? International Journal of Biomedical Science : IJBS. 2015;11(1):1-15. PMCID: PMC4392557