Zusammenfassung:
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Lepidium meyenii (Maca)
Die kleine Wunderknolle aus den Anden, die als Maca den heimischen Markt der Superfoods als potentes Mittel für Potenz, Muskel, Fruchtbarkeit, Energie und einen ausgeglichenen Hormonhaushalt erobert hat, wird in der Literatur durchgängig unter dem botanischen Namen Lepidium meyenii geführt, der nach neueren Erkenntnissen jedoch eine andere Pflanze als das Maca der Inka meint.
Die extrem mineralstoffreiche Maca-Pflanze gedeiht in Höhenlagen von über 3700 und bis zu 4500 m über dem Meeresspiegel, unter extremen Tag-Nacht-Temperaturgefälle und scharfer UV-Einstrahlung als einige der wenigen Pflanzen der Region und gestattet den in dieser drückenden Höhenlage lebenden Menschen und Tieren eine problemlose Fortpflanzung und grundsätzliche Vitalität. Während die Höhe bei männlichen Tieren und Menschen etwa die männliche Fruchtbarkeit um die Hälfte drückt, kompensiert der Maca-Verzehr diesen Verlust vollständig, was die Berühmtheit der Pflanze im altperuanischen Adel und Militär und als Mittel für alle Gelegenheiten erklärt – im übrigen auch später zur Zeit der spanischen Besatzung, die Maca anstelle von Gold als Tribut akzeptierte. Diese Eigenschaft macht Maca zu einem der potentesten pflanzlichen Adaptogene.
Die Liste der Vorzüge der Maca-Pflanze ist lang und betrifft im Wesentlichen die Neuordnung der Hormonproduktion, die Remineralisierung von Blut und Knochen sowie die Instandsetzung der Libido und Fortpflanzungsfähigkeit im Allgemeinen. Ihr erdender, angstlösender und stimmungsaufhellender Effekt sowie eine Reihe von für Maca überhaupt einzigartige Inhaltsstoffe (Macaene und Macamide) machen die Pflanze zu einer der am meisten erforschten Heilpflanzen der Welt.
Ihre herausragenden Eigenschaften verdankt die Maca-Pflanze ihrer Lebensweise, die Sie eigens im Beitrag zur Frage nach der Ursprüngen der Kraft der Maca-Wurzel beschrieben finden. Da Maca ein komplexes Thema ist, über das es sich gerade mit Hinblick auf eine gezielte therapeutische Anwendung gut zu informieren lohnt, seien Sie zusätzlich auf die übergreifende Zusammenfassung der wichtigsten Punkte verwiesen:
Die Entdeckung der Maca-Pflanze durch die Chinchay-Kultur
Den Grundstein der Forschungsarbeit zu Maca legte die peruanische Biologin Gloria Chacón de Popovici Anfang der 1960er Jahre mit ihrer Dissertation über die Maca-Pflanze. Bei ihren Forschungsreisen hatte sie bemerkt, dass das Vieh, das zum Abfressen des Maca-Grüns auf die Maca-Felder gelassen wurde, sich sofort gierig darüber hermachte und zum Teil sogar hüpfte und folgerte daraus, dass die vitalisierenden Eigenschaften der Maca-Pflanze auf diesem Wege einst ins Bewusstsein der dort lebenden Menschen (Chinchay Kultur) getreten sein könnten.
Dabei ist zu bemerken, dass ein solches Tierverhalten in den Hochanden durchaus bemerkenswert ist, da sich die Höhenlage drückend auf Vitalität und Reproduktionsverhalten auswirkt. – Ein Umstand nebenbei bemerkt, der auch die spanischen Eroberer beschäftigte, die nicht nur ihre eigene Vitalitätseinbuße, sondern auch ein Ausbleiben der Fohlen in ihrem Pferdebestand bemerkten, der sich erst durch die Verfütterung der Maca-Pflanze behob.
Maca der Inka: Lepidium meyenii vs. Lepidium peruvianum
Diese Beobachtungen nun stellte Chacón besonders auf dem Bonbon-Plateau (span. Meseta del Bombón) an, das die besonders niederschlagsreiche Gegend um den Junín-See umfasst und das archäologisch die Wiege der Maca-Kultivierung markiert. Analysen der Inhaltsstoffe sowie vergleiche mit der dort wachsenden Wildform der Pflanze – von Einheimischen Maca Shihua bzw. Maca Silvestre genannt – zeigten ebenfalls keine Ähnlichkeiten mit der 1843 vom deutschen Botaniker Gerhard Walpers in der Universität Lima hinterlegten Wildpflanze mit dem botanischen Namen Lepidium meyenii WALPERS auf, so dass sich die Frage nach dem eigentlichen Maca der Inka stellte.
Maca Shihua/Silvestre als Ursaat von Maca (Lepidium peruvianum)
Auch die im Junín wachsende Wildform der Maca-Pflanze wurde von Gloria Chacón als Lepidium peruvianum klassifiziert. Diese von Einheimischen „maca shihua“ bzw. „maca silvestre“ genannte und als Kraftfutter an Rinder, Schafe und Ziegen als Kraftnahrung verfütterte Pflanze unterscheidet sich von der Kulturform dadurch, dass ihr Wachstumszyklus einjährig ist und die Samenreifung sowie Verödung der Wurzel nach 7 Monaten einsetzt, während die Kulturform 11 Monate dafür benötigt und die Wurzel deutlich größer ausfällt.
Wildmaca verbreitet sich durch Windbesamung auf den Kulturfeldern und wird im Allgemeinen als Verunreinigung betrachtet, ob es allerdings tatsächlich als minderwertig einzustufen ist, ist nicht letztgültig geklärt. Chemische Analysen haben eine unterschiedliche chemische Zusammensetzung von wilden und kultivierten Maca bemerkt. Mit Ausnahme ihres deutlich höheren Natriumgehalts weist die Wildpflanze jedoch einen entweder ähnlichen oder geringeren Mineralstoffgehalt auf, Eisen enthält die Kulturform sogar achtmal so viel.
Ebenfalls gemeinsam haben Wildform und Kulturform den charakteristischen Farbenreichtum der Wurzel von gelb über rot und lila bis hin zu dunklem schwarz, was den Verdacht nahelegt, es handele sich bei Maca Shihua um die Ursaat der Maca-Pflanze, also um diejenige Pflanze, die vor über 2000 Jahren von den Chinchay entdeckt und zur Kulturpflanze gemacht wurde.[ii]
Nur traditioneller Anbau verbürgt Qualität
Lange Zeit wurde Maca noch genau so angebaut, wie es die Chinchay-Kultur einst tat, nämlich vollständig in Handarbeit ohne Landwirtschaftsmaschinen, unter sorgsamer Beachtung langer Brachezeiten, unter Einsatz traditioneller Utensilien und einfacher Hilfsmittel wie Vogeldung (Guano) und unter geduldiger Sonnentrocknung.
Gerade in jüngster Zeit ist der peruanische Maca-Markt durch die vehemente und selbst vor Schmuggel und Diebstahl nicht einhaltende Nachfrage der Chinesen jedoch zunehmend in Bedrängnis geraten, so dass hier in Zukunft qualitätsmindernde Veränderungen als Versuch einer Beschleunigung des von Alters her überlieferten, geduldigen Anbau-Kreislaufs zu erwarten sind, den Sie im folgenden Beitrag beschrieben finden:
Quellen:
[i] Meissner HO, Mscisz A, Kedzia B, Pisulewski P, Piatkowska E. Peruvian Maca: Two Scientific Names Lepidium Meyenii Walpers and Lepidium Peruvianum Chacon – Are They Phytochemically-Synonymous? International Journal of Biomedical Science : IJBS. 2015;11(1):1-15. PMCID: PMC4392557.
[ii] Chacón G: „Shihua Maca“, Wild Maca of Cultivated Maca (Lepidium peruvianum Chacón), 23. Februar 2013.